Bodenaktionswoche vom 2.6 – 8.6

Bodenaktionswoche in Lippe

Vom 2.Juni bis 8. Juni 2019 fand die „Bodenaktionswoche in Lippe“, ausgerichtet von der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA NRW) mit Sitz in Recklinghausen und Lippe im Wandel e.V. Detmold, statt.

Die Auftaktveranstaltung am 2.06. mit 1.000 Besuchern im Freilichtmuseum in Detmold wurde als Familienumweltfest von der NRW Umweltministerin Ursula Heinen Esser eröffnete. Sie sprach sich für den Schutz des Bodens aus und forderte mehr Wertschätzung für den Boden, der nicht nur dazu dient darauf herumzulaufen, sondern sehr wichtig ist für die Ernährung der Bevölkerung. An den Ständen der verschiedenen Initiativen und Naturschutzverbände informierte sie sich bei einem Rundgang und kurzen Gesprächen.


Für Dienstag den 4 . Juni 2019 hatte Lippe im Wandel zu einem Vortrags- und Diskussionsabend in die WandelWerkstatt Detmold eingeladen. Der Referent, Jasper Holler, stellte die Arbeit der BioBodengenossenschaft vor. Im internationalen Jahr des Bodens 2015 gegründet, ist sie innerhalb von nur 4 Jahren auf 4130 Mitglieder angewachsen. Ihr Ziel: Soviel Bodenflächen wie möglich in ganz Deutschland zu sichern, dauerhaft aus dem Markt zu nehmen und einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Denn: Boden ist Leben. Ist er gesund, versorgt er uns mit Lebensmitteln, sauberem Wasser und bindet mehr CO2 als der Regenwald.
Trotzdem stößt die Zerstörung durch nicht nachhaltige Bodennutzung zugunsten von Einzelinteressen offenbar an keine Grenzen und es stellt sich die Frage, wovon zukünftige Generationen eigentlich leben sollen. Die BioBoden-genossenschaft als eine wachsende Gemeinschaft, in der jeder nach seinen Möglichkeiten ein Stück Boden sichert, bietet hier eine Alternative. Gemeinsam wird Verantwortung für unsere Lebensgrundlage übernommen.
Mit Stichtag 30. April 2019 konnte die Genossenschaft 3.280 Hektar Boden auf 58 Partnerhöfen sichern.
Ein weiterer Hof in Schleswig-Holstein und Flächen in Niedersachsen wurden einer Stiftung übertragen.
Die Vision, gemeinsam die Agrarwende hin zu mehr ökologischer Landwirtschaft zu gestalten, wird so Stück für Stück Realität.

Am 5.06.19 erfolgte eine Diskussionsrunde im kleinen Saal der Stadthalle Detmold zum Thema: Bodennutzung für Infrastrukturprojekte – Segen oder Fluch? – Wer gewinnt – wer verliert? Rolf Merchel – Geschäftsführer von der GILDE-Wirtschaftsförderung Detmold, Thomas Lammering – Technischer Beigeordneter der Stadt Detmold, Markus Krüger – BUND Kreis Lippe, Peter-Eric Froböse – Landwirt und Annette Heuwinkel-Otter – Aktionsbündnis: Schützt Menschen und Tiere im Detmolder Westen e.V., beleuchteten die Thematik in Kurzvorträgen. Rolf Merchel verwies auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, die aus seiner Sicht nur durch neue Gewerbegebiete in Detmold entstehen und gesichert werden könnten. Heuwinkel-Otter machte klar, dass ein “Naturschutzgewerbegebiet” in Detmold nicht realistisch sei, da das Naturschutzgebiet Oetternbach im Falle einer Bebauung, wie von der Stadt Detmold geplant, Schaden nehmen würde. Der feuchte Boden in der Region mit der dazugehörigen Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren sind nicht mit der Versieglung von Flächen vereinbar. Außerdem stellte sie klar, dass die Region nicht mehr Arbeitsplätze brauchen wird, sondern mehr Arbeitskräfte. Schon jetzt besteht ein Fachkräftemangel in Lippe von 6.000 Personen, der im Jahr 2030 auf 14.000 Personen anwachsen wird (ihk-fachkraefte-nrw.de). Die offenen Arbeitsplätze zu besetzen wird die Herausforderung der Zukunft sein, resümierte sie.
Markus Krüger erläuterte für den BUND Kreis Lippe die grundsätzliche Situation des Bodenverbrauchs in Deutschland und Europa. Ungefähr 70 ha Bodenfläche werden in Deutschland für Straßenbau, Gewerbegebiete, Wohnbau, etc. PRO TAG versiegelt. Gleichzeitig sind 60% der für die Europäischen Bürger und die Europäische Wirtschaft genutzten und versiegelten Böden AUSSERHALB von Europa. “Wir verbrauchen den Boden der anderen”, resümierte Markus Krüger und erläuterte anschließend, in welchem Umfang ein ganz konkretes Projekt in Lippe, der geplante Neubau der B239, wieder weitere 150 ha heimischen Bodens “verbraucht”. Aus Sicht des BUND ist ein schnelles grundlegendes Umdenken mit neuen Konzepten dringend notwendig. Die Veranstaltung moderierte Stefan Wolf, von der Gläsel-Stiftung Detmold. Eine zweistündige Diskussion entfachte, die das große Interesse der Gäste an dem Thema wiederspiegelte. Herr Lammering nahm aufgrund einer anderen Veranstaltung nur bis 20:00 Uhr teil, was schade war, da viele Fragen den städteplanerischen Bereich betrafen. F. Mellies, als Teamleitung der Städtebaulichen Planung Detmold, stellte sich den vielen Fragen vertretungsweise.

Am 6.06.19 startete um 9:00 Uhr am Bahnhof Detmold eine Busexkursion, die Bodenverhältnisse am Rolfschen Hof, das Kompostwerk in Lemgo, die Solidarische Landwirtschaft in Dalborn, das Gewerbegebiet West in Detmold und das geplante Gewerbegebiet an der Lageschen Straße, die Balbrede besuchte. 36 Gäste waren dabei. Die Region um das Naturschutzgebiet (NSG) Oetternbach beeindruckte die Exkursionsteilnehmer.

Die stellvertretende Bürgermeisterin von Detmold, Frau Christ-Dore Richter nahm an diesem Besichtigungspunkt teil und war auch beim Mittagessen im Syrtaki dabei. Ein Spaziergang von der Lageschen Straße zum NSG machte erlebbar was es bedeutet, sich vom lautstarken Autolärm hin zur Ruhe im NSG zu bewegen.
Große Fototafeln mit Beschreibungen zeigten eine Auswahl der im NSG Oetternbach lebenden Insekten. Der NABU-Insekten-Experte Hans Dudler erläuterte eindrucksvoll die Artenvielfalt in diesem Gebiet. Immer wieder wies er darauf hin, dieses oder jenes Insekt sei ein guter Biotopanzeiger, was bedeutet, das Gebiet ist (nocht!) intakt. Die Tafeln sind Bestandteil eines mobilen „NaturInfoPfads Oetternbach“, den das Aktionsbündnis derzeit entwickelt. Schulklassen und Akteure von Veranstaltungen können die „NaturInfoPfad Oetternbach“ Tafeln später zu Informationszwecken ausleihen.

Hier gibt’s Vorträge von Anita Idel:

27. Juni 2019